Samstag, 30. Mai 2015

Der letzte Wunsch - Der Hexer 1 (A. Sapkowski)

Kurzweilig, witzig und spannend. 

Der Hexer Geralt von Riva verdient sein Geld mit Kämpfen gegen Ungeheuer aller Art. Über einen Mangel an Aufträgen kann er sich nicht beklagen, denn es gibt genügend Leute, die dringend Hilfe gegen Vampire, Drachen und andere dämonische Wesen brauchen. Als Geralt eines Tages einen Luftgeist befreit, schlägt ihn dieser mit der verhängnisvollen und quälenden Liebe zu der schönen Zauberin Yennefer. Und dann wird Geralts bester Freund schwer verletzt und braucht seine Hilfe...

Geralt von Riva - eigentlich eher ein Antiheld als ein strahlender Ritter. Als Kind wurde er im Rahmen eines Schwurs nach Kaer Mohen gebracht, wo er durch verschiedene Experimente zum Hexer mutierte.
Seitdem zieht er durch die Welt, um die Bevölkerung vor  zahlreichen Bedrohungen zu schützen - natürlich gegen Bezahlung.

Der Protagonist Geralt ist ein Hexer mit Ehre, er befolgt einen Kodex, auch wenn es sein eigener ist. Sein Auftreten ist immer sehr authentisch, er nimmt kein Blatt vor den Mund und hat einen unglaublich trockenen und sarkastisch-ironischen Humor.
Insbesondere mit seinem Freund Rittersporn, berühmter Barde, liefert er sich häufige Schlagabtausche, bei denen sich beide in nichts nachstehen.

"Der letzte Wunsch" ist eine Art Sammlung von kürzeren Episoden, in denen sehr viel über die Vergangenheit Geralt von Rivas aufgedeckt wird. Die Geschichten sind, auch wenn sie nicht chronologisch erfolgen, in einer Rahmenhandlung eingebettet.

Fazit:

Unbedingt lesen, wenn man High-Fantasy mit einem kantigen "Helden" und einer großen Portion Humor zu schätzen weiß!

Mittwoch, 20. Mai 2015

Die Nacht, in der Zoey starb (D. Kilborne)

Kurzweilige und spannende Lektüre, leider etwas vorhersehbar.

Erstaunt begegnet Ashton auf dem College ihrer gesamten alten Clique wieder: Faith, Jonathan, Geri und sogar Julian, in den sie damals so verliebt war! Zwei Jahre haben sie sich nicht mehr gesehen, und kaum, dass sie jetzt auf dem College sind, passieren schlimme Dinge: So wird das Make-up von Faith, einer angehenden Schauspielerin, mit einer ätzenden Substanz versetzt, und Jonathan wird auf dem Campusgelände angefahren - vorbei ist es mit seiner Karriere als Schauspieler. Schnell keimt ein schrecklicher Verdacht in Ashton auf, warum es jemand auf die Clique abgesehen könnte, und dieser Verdacht führt zwei Jahre zurück in die Vergangenheit. Denn damals waren sie alle dabei, als eine Mutprobe für die Außenseiterin Zoe tödlich endete: Sie stürzte von einer Brücke in den Fluss und brach sich das Genick. Seither haben die Jugendlichen sich nicht mehr gesehen. Jetzt sind sie wieder zusammengekommen - und sollen für das, was damals geschah, bezahlen. Ist Ashton die Nächste? 
Ein unglücklicher Unfall wird einer Clique Jahre später zum Verhängnis, denn ein Unbekannter sinnt auf Rache...

Generell ist der Stil angenehm und flüssig zu lesen, Spannung kommt auch regelmäßig auf. Zudem hat die Autorin immer wieder neue, abgründige Ideen für einen schlüssigen Plot.
Nachdem "Die Nacht, in der Zoey starb" jedoch der ungefähr fünfte oder sechste Mystery-Thriller von Dana Kilborne ist, den ich gelesen habe, muss ich leider feststellen, dass die Handlung sehr vorhersehbar ist. 
Leider folgt die Festlegung des Täters immer nach dem gleichen Schema, sodass mir bereits nach wenigen Kapiteln klar war, um wen es sich handelt, während sich die Protagonistin immer weiter in Gefahr begeben hat.

Fazit:

Trotzdem kann ich "Die Nacht, in der Zoey" starb und auch die anderen Kurzromane von Dana Kilborne für eine leichte, aber spannende Lektüre nebenher empfehlen.

Dienstag, 19. Mai 2015

Eversea (N. Boyd)

Ein erfrischener Liebesroman, der jedoch mit wenig Neuem aufwarten kann.

Die zweiundzwanzigjährige Keri Ann traut ihren Augen nicht, als eines Abends der angesagte Schauspieler Jack Eversea in dem Restaurant auftaucht, in dem sie kellnert. Ihr verschlafenes Heimatstädtchen Butler Cove im Süden der USA ist so ziemlich der letzte Ort, an dem sie erwartet hätte, auf einen Hollywoodstar wie ihn zu treffen. Doch Jack hat Gründe, warum er aus L. A. geflohen ist. Und Keri Ann weiß, dass sie die Art und Weise, wie seine Nähe ihr Herz zum Rasen bringt, aus genau diesen Gründen ignorieren sollte. Denn egal wie gut die beiden sich verstehen oder wie sehr die Funken zwischen ihnen sprühen – die Welten, in denen sie leben, könnten unterschiedlicher nicht sein. Und eine Liebe zwischen ihnen ist unmöglich … oder?

Das Cover führt den Leser bereits in die richtige Richtung: Dezente Farben, verträumte und sommerliche Stimmung, Seifenblasen, die sich über eine Straße treiben lassen - der Inbegriff von Freiheit.

Der Schreibstil ist - ebenso wie das Cover - locker-leicht und und sehr angenehm zu lesen.
Keri-Ann, 22, lebt im kleinen Dörfchen Butler Cove und kennt dort die gesamte Einwohnerschaft bereits seit ihrer Geburt. Sie ist schlagfertig, hat eine große Klappe und wirkt die komplette Geschichte über sehr freimütig und natürlich.
Ihre beste Freundin Jazz, die ihr in allen Lebenslagen zur Seite steht, ist ein großer Fan von dem bekannten Schauspieler Jack Eversea. 
Ausgerechnet diesen verschlägt es nach der Trennung von seiner langjährigen Freundin in das kleine Kaff...
Das Kennenlernen der Protagonisten verläuft sehr humorvoll. Immer wieder manövriert sich Keri-Ann durch ihr loses Mundwerk und ihre spontane Ehrlichkeit in peinliche Situationen, sodass häufig ein amüsanter Schlagabtausch zwischen den beiden stattfindet.
Jack ist ebenfalls sehr sympathisch und besonders zu Anfang verwundert, dass Keri-Ann bei seinem Anblick nicht vor Ehrfurcht erstarrt. Fraglich, ob er tatsächlich ein so großes Ego hat, wie ihm von Keri-Ann unterstellt wird.
Sehr erfrischend ist ihre Art, unumwunden die Wahrheit zuzugeben, was die üblichen Missverständnisse im Bezug auf Gefühle vermeidet. Keri-Ann wirkt allerdings deutlich jünger als 22, sie könnte ohne Probleme auch als 16-Jährige durchgehen.
So sind einige Monologe, in denen sie sich über ihre Emotionen klar werden will, für meinen Geschmack etwas zu lang und zu repetitiv. Speziell am Ende des Romans gab einige wirklich langatmige Szenen.
Nichtsdestotrotz hat mich die Geschichte um Jack und Keri-Ann gut unterhalten, sodass ich dem zweiten Teil gegenüber nicht abgeneigt bin.

Fazit:

Obwohl es sich bei "Eversea" um einen typischen Liebesroman handelt, der mit wenig Neuem aufwarten kann, hebt er sich durch die locker-leichte Sprache und den spritzigen Humor von anderen Büchern des Genres ab.

Mittwoch, 3. Juli 2013

Soul Screamers 1 (R. Vincent)

Ein in sich dermaßen unschlüssiges Buch habe ich seit Langem nicht mehr gelesen.

Sie kann keine Toten sehen, aber ...sie spürt, wenn jemand in ihrer Nähe sterben wird. Und dann zwingt eine unbesiegbare Macht sie zu schreien, so laut sie kann.Kaylee kann ihr Glück kaum fassen. Der schärfste Typ der Schule hat sie angesprochen! Nash hat die schönsten braunen Augen, die sie je gesehen hat. Als er sie auf die Tanzfläche zieht, glaubt Kaylee zu träumen. Aber das perfekte Date hat sie sich anders vorgestellt. Erst entdeckt sie ein Mädchen, das scheinbar von einem schwarzen Nebel umgeben ist. Dann wird Kaylee übel, und plötzlich lastet eine schreckliche Schwere auf ihr. Um nicht zu schreien, dass die Fensterscheiben zerspringen, rennt sie schweißgebadet raus. Wie peinlich! Nash muss sie jetzt für völlig verrückt halten. Doch seltsamerweise bleibt er ganz ruhig.Am nächsten Tag erfahren sie, dass das Mädchen tatsächlich tot ist. Bald sterben weitere. Und Kaylee ist die Einzige, die weiß, wen es als Nächsten trifft...

 Von Anfang an wird klar, dass sowohl Nash als auch Kaylee besondere Fähigkeiten haben: Bei ihr ist es sowieso kein Geheimnis und die wild wirbelnden Pupillen seiner grün-braunen Strudelaugen (Wie darf man sich das vorstellen?!) werden zu häufig erwähnt, als dass es ohne einen tieferen Sinn geschehen könnte.

Sie will also immer losschreien, wenn jemand in der Nähe in Kürze sterben wird. Als dann Nash die Info bereithält, dass sie eine Banshee ist – er übrigens ebenfalls, daher weiß er Bescheid – nimmt sie diese Neuigkeit sofort an. Im Gegensatz zu mir als Leserin stellt sich Kaylee auch nicht die Frage, wieso ihr Nash 1. so plötzlich nachstellt und 2. auf einmal Gefühle entgegenbringt, obwohl er die männliche Dorfmatraze der Stadt zu sein scheint. Soll uns dieses Detail kundtun, wie sehr er sich für sie geändert hat? Oder womöglich Spannung erzeugen?

Aber weiter im Text: Es gibt also Banshees, die den nahenden Tod besingen – die weiblichen können Seelen festhalten, die männlichen können diesen Seelen den Weg weisen, wenn's gut läuft sogar in den Körper zurück. Eine nützliche Eigenschaft, wären da nicht die Reaper, die dafür zuständig sind, die Menschen umzubringen, deren Zeit gekommen ist. Die Angehörigen dieses Berufsstandes (Ja, es wird als Beruf bezeichnet!) scheinen jedoch ziemlich unberechenbar zu sein: Aus unerfindlichen Gründen wird ständig eine nicht nachvollziehbare Panik verbreitet. Auf keinen Fall sollte man einen Reaper verärgern.
Warum, frage ich mich?
Sie arbeiten nach Listen, die sie von ihrem Chef bekommen – machen sie einen Fehler, so bezahlen sie es selbst mit dem Leben. Was können sie also schon groß tun?

Nachdem diverse Mädchen gestorben sind, kommen Nash und Kaylee mit der Hilfe von Todd auf die Idee, dass es sich gewissermaßen um einen Amok laufenden Reaper handelt: Diesen sieht Kaylee auch, als sie gemeinsam mit Nash die Seele ihrer besten Freundin in deren Körper zurück schickt. Warum zeigt sich die Reaperin und lächelt sie auch noch an, obwohl sie eigentlich nichts miteinander zu tun haben?

Der Beweggrund des Amokreapers ist schließlich recht einfach erklärt, ohne dass man irgendwelche Hintergründe erfährt: Es gibt einen Dämon (?) namens Belphegore, der Seelen haben will und in dessen Auftrag eben genannte Reaperin unterwegs ist. Warum? Keine Ahnung. Bekommt sie im Gegensatz zu den anderen Reapern, zu denen auch Todd gehört, keinen Ärger von ihrem strengen Boss? Was hat sie davon, wahllos Teenager umzubringen? Wieso müssen diese Mädchen unbedingt hübsch sein? Ist dann die Seele auch hübsch? Wieso macht sie das so verdammt auffällig?
Fragen über Fragen, die leider keineswegs aufgelöst werden.
Stattdessen stürzt sich die Autorin tatsächlich auch noch in das letzte Klischee:
Bereits als Kaylee erfährt, dass ihre Eltern beide Banshees sind und dass es möglich ist, eine Seele in einen Körper zurückzuschicken, dafür eine andere zu opfern, ist doch klar, was es mit dem Tod ihrer Mutter auf sich hat.
Aber weit gefehlt: Kaylee ist tatsächlich noch überrascht, als sie erfährt, dass sie die Zeit ihrer Mutter lebt – ganz im Gegensatz zum Leser.

Schlussendlich wird dann der Amokreaper mit einer Bratpfanne niedergeschlagen, die Seele der bösen menschlichen Tante, die einen Pakt mit ihm eingegangen ist, damit sie ewige Jugend erhält, nimmt er allerdings mit.
Warum der Pakt mit der Tante? Der Reaper hätte doch auch ohne sie alle Seelen einsammeln können? Was zum Geier bringt ihm diese doofe Tante?!
Egal.
Auf jeden Fall stellt sich schließlich noch heraus, dass Todd und Nash Brüder sind, zudem widr eine wilde Andeutung gemacht, dass es sich bei Kaylees Vater auch um einen reapenden Banshee handeln könnte – ist das möglicherweise der Aufhänger für einen zweiten Teil?

Zumindest ich werde das nicht nachprüfen...

Besonders die beiden Protagonisten sind für mich absolut nicht authentisch: Nash gibt sich zuerst als „düsterer Verführer“, der die Reaktionen, die er bei Kaylee auslöst, genießt und ausnutzt. Später mutiert er zum Kuscheltypen, der ihr ständig Halt gibt und auch echt grauenvoll einfühlsam ist. Vielleicht kommt sein wahres Ich ja noch irgendwann zum Vorschein.
Kaylee hingegen erscheint mir viel zu abgeklärt: Sie hat keine Probleme damit, sämtliche Informationen zu akzeptieren, egal wie durchgedreht sie sind.

Kurz noch zum sprachlichen Aspekt:
Mir scheint, der Lektor hat hier seinen Job ein wenig vernachlässigt. Wortwiederholungen sind wirklich häufig zu finden, auf einer Seite lodert beispielsweise direkt zweimal ein Feuer. Ansonsten ist mir aufgefallen, dass manchmal Pronomen vertauscht sind, als sei das Buch zuerst aus einer anderen Perspektive geschrieben worden.

Stilistisch ist „Soul Screamers“ zwar nicht anspruchsvoll, jedoch in meinen Augen trotzdem gelungen. Die Sätze sind weitgehend kurz gehalten und einfach verständlich: Die Dialoge und Gedanken der Protagonistin haben mir stellenweise ein Lächeln entlockt. Wäre die Geschichte etwas weniger dramatisch und dafür durchdachter: Ich hätte das Buch wirklich genießen können.

So stellen sich allerdings mehr Fragen, als beantwortet werden – und ich bezweifele, dass das die Absicht der Autorin war. ;)

Und schließlich:
Wenn sie im Rahmen des Showdowns so lange brauchen, um Sophies Seele wieder in den Körper zu packen, wobei ja ihr Herz stillstand: Wieso hat der Hirntod keine Auswirkungen auf sie?

Das Fazit spare ich mir an dieser Stelle...

Freitag, 24. Mai 2013

Ein ganzes halbes Jahr (J. Moyes) LIVE

Bewegend, jedoch gegen Ende mit einigen Längen.

"Lou & Will.
Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer Heimatstadt ihren etwas schrägen Modegeschmack teilen. Sie weiß, dass sie gerne in dem kleinen Café arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt. Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird – und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt. Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall. Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will. Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird. Eine Frau und ein Mann. Eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen. Die Liebesgeschichte von Lou und Will."

Dieses Buch ist wieder eines aus dem Leseclub, in dem ich mitmache, und ich hätte es selbst wahrscheinlich nicht ausgewählt.
Das Cover, auf dem man den Scherenschnitt-Schatten einer Frau sieht, die einen Vogel fliegen lässt, umgeben von roten Blütenblättern, wirkt zwar schön, macht mich aber nicht neugierig.
Nach dem Lesen des Klappentextes und der ersten 50 Seiten fühle ich mich stark an "Ziemlich beste Freunde" erinnert: Ein Film, der mir zwar recht gut gefallen, der mich aber nicht mitgerissen hat.
Der Schreibstil ist, soweit ich das bisher beurteilen kann, flüssig, die Protagonistin ist humorvoll, selbstironisch und sympathisch, so dass ich das Lesen des Buches als Entspannung sehe.

Lou arbeitet seit sechs Jahren in einem Café, was ihr großen Spaß bereitet. Ihre Einnahmen sind wichtig für die Familie, da ihr Vater nur wenig verdient, während sich ihre Mutter um den kranken Großvater kümmert. Auch ihre Schwester Treena ist dabei keine große Hilfe.
Als Lou von einem auf den anderen Tag ihren Job verliert, schaut sie sich nach Alternativen um und landet als Pflegerin bei Will, einem Mann ungefähr in ihrem Alter, der seit einem Unfall von der Hüfte an gelähmt ist.

***

Nun bin an die Stelle gelangt, in welcher der Bezug zum Titel des Buches hergestellt wird: "Ein ganzes halbes Jahr" gibt Will dem Leben noch eine Chance, dann will er mit der Hilfe der Organisation Dignitas in Würde sterben. Seine Mutter hat es schon fas akzeptiert, aber Lou ist erschüttert, als sie von dem Plan erfährt und möchte zuerst nichts mehr mit der Familie zu tun haben.
Dann entschließt sie sich jedoch, den Versuch zu unternehmen, Will die Lebensfreude zurückzubringen.
Ich muss zugeben, dass ich schon häufig in Versuchung geraten bin, zur letzten Seite zu blättern um zu schauen, wie die Geschichte ausgeht, aber ich beherrsche mich.

***

Nachdem ich jetzt durch bin, muss ich beichten, dass ich kurz vor Ende doch nach hinten geblättert habe, weil ich unbedingt wissen wollte, wie das Buch ausgeht. "Leider" hat es mich an dieser Stelle nicht überrascht: Will geht tatsächlich freiwillig in den Tod und lässt Lou zurück. Meiner Meinung nach wäre auch jedes andere Ende unglaubwürdig gewesen: Er scheint so unter der Tetraplegie zu leiden und sein früheres Leben dermaßen zu vermissen, dass auch die Liebe zu Lou sein Leben für ihn nicht lebenswerter machen kann.
Auf den letzten Seiten fühlte ich mich von der Autorin ein wenig allein gelassen. Will bittet Lou darum, seine Familie hereinzuschicken, dann kommt schon der Epilog mit dem richterlichen Gutachten, das seinen Selbstmord bestätigt. Lou sitzt in Paris und liest einen Brief von ihm, aus dem nicht hervorgeht, ob ihre Liebe wirklich erwiedert wurde.
Generell bin ich mir nicht sicher, was ich von der besonderen Beziehung der beiden Protagonisten halte: Will scheint Lou nicht als gleichwertige Person zu akzeptieren, stattdessen bevormundet er sie, wo er kann. Sie bewundert ihn für seine weltmännische Art und lernt langsam, ihr Potenzial zu nutzen. Der Vergleich mit "My fair lady" / "Pygmalion" ist auf jeden Fall nicht von der Hand zu weisen.

Obwohl mich das Buch wirklich bewegt und gefesselt hat, war mir keine der Figuren sonderlich sympathisch. Lou mit ihrem ewigen Selbstmitleid, die solange nicht fähig ist, ihr eigenes Leben zu leben, bis sie förmlich dazu gezwungen wird. Will, der zwar ein schweres Schicksal hat, jedoch weder vor noch nach seinem Unfall ein angenehmer Zeitgenosse zu sein scheint. Ansonsten noch Lous egoistische Schwester, die nur ihr eigenes Wohlergehen im Sinn hat, und Nathan, der Pfleger, über den man so wenig erfährt, dass er farblos bleibt.

Fazit:

Ich habe das Buch innerhalb eines Tages gelesen und es hat mich zum Nachdenken gebracht, gerade weil ich mich schon häufiger mit dem Thema Sterbehilfe, sei es aktiv oder passiv, beschäftigt habe. Die Storie erinnert anfangs stark an "Ziemlich beste Freunde", weicht dann aber ab, so dass das Buch, das locker-leicht beginnt, doch noch eine Wende zur Ernsthaftigkeit erreicht.



Samstag, 11. Mai 2013

Ich habe den Todesengel überlebt (E. M. Kor / L.R. Buccieri)


Ein Mengele-Opfer erzählt

"Berührend und authentisch – eine der letzten Zeitzeuginnen erzählt
Eva Mozes Kor ist zehn Jahre alt als sie mit ihrer Familie nach Auschwitz verschleppt wird. Während die Eltern und zwei ältere Geschwister in den Gaskammern umkommen, geraten Eva und ihre Zwillingsschwester Miriam in die Hände des KZ-Arztes Mengele, der grausame »Experimente« an den Mädchen durchführt. Für Eva und ihre Schwester beginnt ein täglicher Überlebenskampf ...Die wahre Geschichte einer Frau mit einem unbezwingbaren Überlebenswillen und dem Mut, die schlimmsten Taten zu vergeben."

"cbj ist der Kinder- und Jugendbuchverlag in der Verlagsgruppe Random House" - Ganz deutlich ist, dass das Buch stilistisch in genau diese Sparte fällt, vielleicht sogar wirklich im Bereich der Kinderliteratur einzuordnen ist. Ich bin mir nur nicht sicher, ob das Thema in dieser Form für diese Altersgruppe geeignet ist. Die wahren Erlebnisse sind schlimm und sollten nicht in Vergessenheit geraten, allerdings ist für mich die Kombination aus einfachem, kindgerechtem Schreibstil und inhaltlichen Grausamkeiten nicht nachvollziehbar. Die Lebensgeschichte der Autorin wird sehr schnell abgehandelt, die Seiten sind recht klein, so dass ich das Buch innerhalb von anderthalb Stunden gelesen habe.
Über "gut oder schlecht" möchte ich an dieser Stelle nicht entscheiden, es macht mich wieder fassungslos, was die Menschen in den Konzentrationslagern ertragen mussten.

Montag, 6. Mai 2013

Unearthly. Boundless (C. Hand) LIVE

Spontan und unmittelbar!


In dieser Rezension werde ich den Versuch unternehmen, direkt während des Lesens (und nicht nach Beendigung des Buches) meine Eindrücke niederzuschreiben.
"The past few years held more surprises than part-angel Clara Gardner ever could have anticipated. Yet through the dizzying high of first love to the agonizing low of losing someone close to her, the one thing she could no longer deny was that she was never meant to have a normal life.
Since discovering the special role she plays among the other angel-bloods, Clara has been determined to protect Tucker Avery from the evil that follows her . . . even if it means breaking both their hearts. Leaving town seemed like the best option, so she's headed back to California—and so is Christian Prescott, the irresistible boy from the vision that started her on this journey in the first place.
As Clara makes her way in a world that is frighteningly new, she discovers that the fallen angel who attacked her is watching her every move. And he's not the only one. . . . With the battle against the Black Wings looming, Clara knows she must finally fulfill her destiny. But it won't come without sacrifices and betrayal.
In the riveting finale of the Unearthly series, Clara must choose her fate once and for all."
Okay, sehen wir den Tatsachen ins Auge: Ich konnte es einfach nicht abwarten und habe mir den dritten Teil auf Englisch gekauft. Eigentlich war ja meine erste Fremdsprache Französisch, so dass ich mit Englisch nie so richtig komplett warmgeworden bin, aber in meiner Gier war ich nicht zu stoppen. ;)

Band 3 beginnt damit, dass Clara nach Californien zurückkehrt, um an der Uni zu studieren  - begleitet von ihren Engelskumpanen Christian (Ihr Seelenverwandter? Eine richtige Beziehung führen die beiden ja nicht und die wirkliche Verleibtheit scheint bei Clara auch zu fehlen.) und Angela (Leider nach wie vor eine für mich sehr unsymapthische Person, ich hatte ja still gehofft, dass sie in Wyoming zurückbleiben würde.^^). Nun wird das nicht sonderlich spannende Uni-Leben beschrieben, bisher sind folgende Vorkommnisse erwähnenswert:

  • Clara wird von einer Krähe verfolgt, bei der sie (Und ich übrigens auch!) annimmt, es sei ein Schwarzflügel. Mehr als fixieren und krähen macht das Vieh aber bis jetzt nicht - oder ich habe es aufgrund meiner fehlenden Englischkenntnisse verpasst. ;)
  • Claras Bruder Jeffrey taucht wieder auf, arbeitet bei einem Pizza-Unternehmen und hat angeblich seine Seelenverwandte gefunden. Er hat nach wie vor ein schlechtes Gewissen wegen dem Waldbrand, den er aus unerfindlichen Gründen (> Vision!) gelegt hat und möchte seine Schuld in irgendeiner Form abtragen.
  • Claras Vater taucht wieder auf und unterweist sie im Schwertkampf und in der "Kunst des Beamens" - nein, im Buch wird das natürlich anders genannt. ;) Als Clara ihre Teleportations-Fähigkeit alleine ausprobieren soll, landet sie promt bei Tucker auf der Ranch, der sich alles andere als begeistert zeigt. Sonst passiert aber auch nichts... Unnötig zu erwähnen, dass beide immer noch Gefühle füreinander haben, jedoch vom Schicksal auseinandergedrängt werden. Wenn's nur nicht so klischeehaft wäre...

Ansonsten gibt sich Angela weiterhin als Geheimniskrämer, so dass keiner weiß, was sie eigentlich tut. Unsympathische Figur, aber das sagte ich ja bereits.

Um Himmels Willen (sehr passend bei diesem Buch), jetzt ist sie auch noch schwanger...

*** Ich lese weiter. ***

Wobei ich zugeben muss, dass dieser Punkt ihr wiederum meine Sympathie einbringt: Obwohl sie augenscheinlich noch keine Ahnung hat, wie sie ihr Leben mit einem Baby meistern soll, bringt sie es doch nicht über's Herz, es abzugeben.
Der Vater des Kindes, ein illustrer Engel namens Phen, über dessen Beweggründe der Leser völlig im Dunkeln gelassen wird, ist jedoch alles andere als begeistert: Er lässt sie stehen und hat schon mehrere Kapitel lang nichts mehr von sich hören lassen.
Dafür lernt Clara endlich die Freundin ihres Bruders kennen, der scheinbar auch nicht über den Weg zu trauen ist. Momentan wirkt es, als sei das "Triplar"-Team umgeben von Feinden.
Samjeeza, der Schwarzflügel aus den ersten beiden Teilen, der Claras Mutter geliebt hat, taucht auch wieder auf, ist allerdings genauso wenig furchteinflößend wie zuvor und ich wundere - mich jedes Mal -, warum Clara immer wieder in Panik verfällt.
Was die "Beziehung" zwischen Christian und Clara angeht, so gibt es da immer noch keine Neuigkeiten. Nach wie vor bemerkt sie die starke Anziehungskraft und spürt durch ihre Fähigkeit, der Empathie, dass sich Christian zu hier hingezogen fühlt. Auf der anderen Seite ist sie jedoch der Meinung, diese Gefühle ergäben sich nur dadurch, dass sie beide vom Schicksal füreinander bestimmt wären.
Es könnte alles so einfach sein, wenn Clara sich nicht ständig auf Tuckers Ranch teleportieren würde - unabsichtlich. Ein Clara-Christian Happy End ist unmöglich, denn sie liebt den Cowboy. ;)

*** Ich lese weiter. ***

Jetzt bin ich endlich fertig geworden, dieser Teil weist wirklich einige Längen auf.
Es kommt dann zu einem Showdown, den Super-Clara jedoch auf allen Ebenen alleine regelt.
Die Engelssippschaft kommt, um Angelas Baby zu holen, dabei stellt sich heraus, dass der fiese Oberengel Asael ihr Vater ist. Die ominöse Freundin von Claras Bruder hängt auch mit drin und ist ihre Halbschwester.
Bei einem wilden Kampf erledigt Christian mit seinem "Glory sword" einen feinlichen Triplar - die Zwillingsschwester von Lucy - so dass das Baby gerettet werden kann. Angela wird jedoch in die Hölle verschleppt und Clara macht sich aufgrund dessen große Vorwürfe.
Mit der Hilfe von Samjeeza und Christian dringt sie in die Hölle ein um Angela zu retten und nimmt von dort gleich noch ihren Bruder mit, der sich unabsichtlicherweise auch da aufhielt. Sie teleportiert die ganze Gruppe zu Tuckers Ranch (mal wieder), hat jedoch dummerweise Asael auf ihre Spur gebracht. Dieser taucht auch prompt auf und bedroht Tucker, der mit seinem unnachahmlichen Timing genau in diesem Moment die Scheune betritt.
Clara opfert sich für ihn und erklärt sich bereit, Asael in die Hölle zu begleiten. Christian nutzt die Gelegenheit und verkündet, dass auch er Azaels Sohn sei - nicht wirklich überraschend, so viele Engel scheint es ja doch nicht zu geben. Somit sind fast alle irgendwie miteinander verwandt.
Asael packt Clara, die ihm ihr "Glory sword" zwischen die Rippen rammt, er kommt in den Himmel zurück, weil das Böse aus ihm heraus gebrannt wurde, und kann seine Wahl erneut treffen.
Tucker wird jedoch von der fiesen Halbschwester Christians und Angelas gepackt, sie fliegt mit ihm davon - Clara hinterher. In großer Höhe lässt sie ihn fallen und er schlägt auf dem See auf, bevor er von Clara gerettet werden kann.
Sie birgt ihn aus dem Wasser und hält ihn tot in ihren Armen.
In diesem Moment dachte ich echt: "Oh, jetzt hat mich die Autorin überrascht.", denn ich war sicher, dass Christian das Zeitliche segnen würde, um der Liebesgeschichte nicht im Weg zu stehen.
Clara ist völlig fertig und teleportiert sich unabsichtlich ins Jenseits, wo sie ein letztes Gespräch mit Tucker führen kann, bevor er ins Licht geht. Sie gesteht ihm seine Liebe und legt all ihre Gefühle, ihre ganze Seele in den letzten Kuss...
... und dann lebt er wieder. *seufz* Er ist nun ein Prophet und hat eine längere Lebensspanne als ein normaler Mensch. Somit können beide in eine gemeinsame Zukunft blicken.
Christian zieht mit seiner Halbschwester Angela und seinem kleinen Neffen durch die Gegend, natürlich mit gebrochenem Herzen, aber das scheint niemanden mehr zu interessieren.

Fazit:


Unearthly 1 hat mir sehr gut gefallen, der zweite Teil war ganz gut. Der dritte Teil jedoch hat mich in vielen Passagen gelangweilt, so dass ich dachte "Nach los, jetzt soll mal was passieren.". Die Wendungen waren größtenteils vorhersehbar, wirklich überrascht hat mich nur, dass Clara nun auch noch Tote zurückholen kann. Gerade im Bezug auf den Schluss fand ich es aber mal erfrischend, dass der Protagonist wirklich alle Probleme selbst lösen kann, auch wenn sie plötzlich wirkt wie eine Superheldin.